Opernschule Gelnhausen


Als ich 1999 die Opernschule Gelnhausen, eine Abteilung der Musikschule Main-Kinzig, gründete, ahnte ich nicht im Geringsten, welche Entwicklung damit in Gang kommen würde.
Am Anfang stand hierbei der Wunsch meiner Schüler, einmal ein größeres gemeinsames Projekt durchzuführen. Da herkömmliche Schülerkonzerte gerade im Bereich Gesang aber recht problematisch sind und selten für alle Beteiligten zu einem befriedigenden Ergebnis führen,kam in mir relativ schnell die Idee auf, ein Singspiel oder eine Oper aufzuführen.

Die Suche nach einem geeigneten Stück erwies sich jedoch als sehr schwierig. Gibt es im Sektor Musical ausreichend Literatur für Kinder und Jugendliche, so sind Werke im Bereich Singspiel/Oper/Operette vergleichsweise dünn geät! Der Schwierigkeitsgrad der bestehenden Werke ist entweder zu hoch oder zu niedrig, die Besetzung von Solisten-Ensemble, Chor und Orchester entweder zu groß oder zu klein...
Wie ist nun einem solchen Problem abzuhelfen?
Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, Stücke zu bearbeiten und den Gegebenheiten anzupassen, eine Methode, die mir aus meiner Schulzeit durchaus vertraut ist. Mein Vater, Ludwig Karl Weber, richtete im Laufe seiner Dienstzeit beinahe 30 unbekannte Opern, Operetten und Musicals für den Schulbedarf ein. Dabei gelang es ihm teilweise sogar, regelrechte Raritäten "auszugraben", die vielleicht sogar ein wenig zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Zum Goethe-Jahr 1982 brachte er sogar die Uraufführung des Singspieles "Scapin und Scapine" von Goethe, in der Vertonung von Wilhelm Wetterhan auf die Schulbühne des Frankfurter Goethe-Gymnasiums, wobei die Partitur des Stücks nur auf Mikrofilm aus einem Archiv zu beziehen war und erst entsprechend bearbeitet und ergänzt werden musste.
Allerdings ist diese Methode natürlich auch mit unendlich viel Aufwand und Mühe verbunden und ob das Ergebnis am Ende immer so ist, daß sowohl eine gewisse Authenzität des eingerichteten Werks gewahrt bleibt, als auch eine schülergerechte Partitur entstanden ist, mag einmal dahingestellt bleiben.
So entschied ich mich schließlich, meinem Ensemble eine Oper sozusagen "auf den Leib" zu schreiben, was den unschätzbaren Vorteil hatte, dass ich die Leistungsfähigkeit der mir zur Verfügung stehenden Sängerinnen und Sänger genau kannte und meine Partitur auf ihre Bedürfnisse einrichten konnte.

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Mit der Uraufführung des Singspiels "Cinderella" erlebte die neugegründete Opernschule Gelnhausen im Juni 1999 ihr sehr erfolgreiches Debut.

Was ursprünglich als einzelnes Projekt geplant war, entwickelte sich zu einem mehr oder weniger eigenständigen Unterrichtszweig der Musikschule, insbesondere der Gesangsklasse.
Das Ensemble betrachtete es als eine seiner Aufgaben, Gesangsschüler, interessierte Laien, Anfänger und Fortgeschrittene möglichst gleichberechtigt in seinen Aufführungen einzusetzen. Im Vordergrund stand hier natürlich zunächst einmal der Spaß am gemeinsamen Singen und Theaterspielen. Daneben aber bot diese Arbeit den Ensemblemitgliedern auch eine sehr gute Möglichkeit, die Entstehung eines Musiktheaterstücks von der ersten Probe bis hin zur Premiere mitzuerleben. Inzwischen lagen auch die Planung und Herstellung von Bühnenbild und Kostümen größtenteils in den Händen der Mitwirkenden, womit eine weitere interessante Sparte des Bereichs Musiktheater abgedeckt und die Aufführungen auf diese Weise mehr und mehr zu echten Gemeinschaftsproduktionen des gesamten Ensembles wurden.

Im April 2000 kamen in einem "Konzert mit Szenen" Ausschnitte aus Opern und Musicals u.a. von Carl Maria v. Weber, Jacques Offenbach und Leonard Bernstein auf die Bühne.

Im März 2001 folgte mit "Die kleine Prinzessin" die zweite vollständige Inszenierung der Opernschule, mit der das Ensemble sogar auf eine regelrechte kleine Tournee ging, die Auff+hrungen in Gelnhausen, Marburg, Steinau, Köppern und Frankfurt am Main umfasste.

Unter dem Titel "Vorweihnachtlicher Theaterabend" präsentierte die Opernschule im Dezember 2001 ein Konzert mit Werken von Ludwig Karl Weber, Felix Mendelssohn-Bartholdy, sowie der szenischen Kantate "Nussknacker und Mausekönig", ebenfalls aus meiner eigenen Feder.

Mit "Der Geburtstag der Infantin" stellte die Opernschule ihre fünfte Produktion vor. Das Werk wurde im September 2002, eine Woche vor der Uraufführung, mit einem 1. Preis beim 14. Siegburger Kompositionswettbewerb ausgezeichnet.
Aus diesem Grund kam es im September 2003 zu seiner sehr erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der Opernschule Gelnhausen und der Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft in Siegburg, aus der zwei Aufführungen der "Infantin" in Gelnhausen und Siegburg hervorgingen.

Für das Jahr 2004 erteilte mir die Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft Siegburg den Kompositionsauftrag für eine neue Oper. Die einaktige Oper "Hexentanz" wurde sehr erfolgreich in der Stadthalle Gelnhausen mit der Opernschule Gelnhausen und den Rhein-Sieg-Kammersolisten uraufgeführt. Eine weitere Aufführung fand 2005 im Stadtmuseum Siegburg statt. Ein letztes Mal spielten wir den "Hexentanz" als Freilichtaufführung beim Historischen Stadtfest Gelnhausen im Juni 2005.

Im Mai 2006 wurde, als mit Abstand anspruchsvollstes Werk, meine zweiaktige Oper nach Motiven von 1001 Nacht "Scheherazade", wiederum in Zusammenarbeit mit den Rhein-Sieg-Kammersolisten uraufgeführt.

Im Oktober 2006 nahmen Mitglieder der Opernschule Gelnhausen an einer großen Produktion der Siegburger Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft teil, in der professionelle Sänger und Laien gemeinasem Wolfgang Amadeus Mozarts berühmte Oper "Die Zauberflöte" aufführten. Dieses Projekt stellte den vorläufigen Höhepunkt der Arbeit der Opernschule Gelnhausen dar.

2008 erarbeiteten Mitwirkende der Opernschule Gelnhausen gemeinsam mit der Musiktheaterwerkstatt der Opern-Weberei Frankfurt meine Oper "Der Rattenfänger von Hameln", die im April 2008 im Gemeindesaal der Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. Eine weitere Aufführung fand in der Aula des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen statt.

Leider musste die Opernschule Gelnhausen ihre Tätigkeit im Anschluss an dieses Projekt einstellen.
Die Arbeit im Bereich des Laienmusiktheaters wird jedoch sporadisch mit der Musiktheaterwerkstatt der Opern-Weberei Frankfurt fortgesetzt.

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